Muliaktorisches Training für bessere Leistung
von Jürgen Woldt
Fitness Management Nr.113 – 03.2014 – Selbstregulation stärken
Selbstregulation stärken
„Gewonnen wird im Kopf” – ein Statement aus der Leistungssport-Welt, das immerhin schon die Bedeutung der psychisch«mentalen Verfassung für Erfolg und Leistung unterstreicht. Und so gibt es dankenswertenıveise neben verschtiedensten Methoden zur Verbesserung der muskulären Funktionalıtat auch gute Ansätze des mentalen Trainings, um Leistungs- und auch Hobbysportler in die richtige seelische Balance zu bringen für bevorstehende Sportereignisse und Wettkämpfe, bei denen man sich misst – gegen andere oder auch einfach nur gegen sich selbst. Vielleicht mag es erstaunen, aber es geht noch mehr‘ Denn gewonnen wird nicht im Kopf – der Kopf ist zwar wichtiger Mitspieler, aber erst die zweite Instanz auf dem Weg zu mehr Leistung und Erfolg. Gewonnen wird im Körper! Hier steht die Wiege der ersten Schritte zu Erfolgen. Und so, wie es für den Kopf die zahlreichen Methoden des mentalen Trainings als unterstützenden Wegbegleiter gibt, so gibt es auch für den Körper als erste Instanz zur Regulierung emotionaler Prozesse ein unterstützende: Konzept: das multiaktorısche Training.
Muskeln – Kommunikator der Seele
Die wichtigste Unterscheidung gleich zu Beginn: Der Körper wird im Zusammenhang mıt dem multiaktorischen Training nicht unter seinem funktionalen muskulàren Aspekt betrachtet. Dafür ist das sportliche Training zuständig mit seinen vielfältigen Methoden. Es geht um eine andere Eigenschaft der Muskulatur unseres Körpers, die in Medizin und Sportwisserıscltalt leider viel zu wenig Beachtung findet: Neben dem für Leistung notwendigen Funktionalitatsaspekt ist unsere Muskulatur auch ein bedeutsames Kornmunıkatıons- und Empfindungsorgan sämtlicher sowohl von außen eintreffenden als auch innerhalb des Organismus entstehenden Reize. Noch bevor der Kopf am Geschehen beteiligt wird, gibt der Körper die allererste Antwort auf jeden einzelnen Reiz: sei es ein körperlicher Trainingsreiz, die Konfrontation mit einer Herausforderung oder Aufgabe oder schlicht das Erleben irgendeiner Situation. Die Muskulatur des Körpers ınspiziert den Reiz, um sich emotional sinnvoll damit zu arrangieren. Die Art und Weise, wie dieses emotionale Arrangieren im Körper vonstatten geht, bestimmt schließlich die durch den Kopf erdachte Handlung dazu.
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Messung der Muskel-Oszillation
Dieses Arrangieren ist messbar über eine Oszillationserscheinung („do it“- dynamisch oszillierende interaktive Transformation) im bewegten Muskel, die Jurgen Woldt in iahrzehnielanger Forschung mit mehr als 10.000 Menschen in über 100.000 Einzeluntersuchungen erforscht hat. Nicht immer ist der Muskel in der Verfassung, eine „gute“ Antwort zu geben. Bei der Oszillations-Messung wird dies Über ein anhaltendes Stottern und Ruckeln des Muskels sichtbar. Dies liegt daran, dass viele Menschen heutzutage das Gefühl für sich selbst verloren habenl. lhre Selbstregulationsfähigkeit, mit der sie einst gut ausgestattet das Licht der Welt erblickten, ist im Strudel moderner Anforderungen auf der Strecke geblieben und manchmal völlig verkümmert. Ein Weg aus dieser Falle ist das multiaktorisclie Training. Es nährt, stärkt und belebt die Selbstregulationsfähigkeit nachweislich. Ein multıaktorisch trainierter Körper. dessen emotionale Balance im Fluss ist, entwirft logischenıveise Ergebnisse, die dem Kopf ermöglichen, sinnvolle und koharente Antworten zu geben. Eine sinnvolle und koharente Antwort auf einen Reiz ist zum Beispiel eine viel flüssiger ausgeführte Trainingsaufgabe, die Entscheidung für die situativ passende Entspannungsmethode oder das schlichte Gefühl dafür, was in Konfrontation mit einem Ziel das selbstgewählt Richtige ist.
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Kraftquelle Natur und Bewegung
Was aber ist denn das nun: multiaktorisches Training? Wie kann man sich das vorstellen? Was genau tut der Sportler bei diesem Training? – Bereits 2001 hat Gesundheıtsforscher Jürgen Woldt nach jahrzehntelanger Forschung sein Konzept entwickelt, das die verlorene Selbstregulatiorisfähigkeit im Menschen wieder erweckt und mit dieser zusammen auch den natürlich und intrinsisch motivierten Antrieb zu Bewegung. Zentraler Bestandteil seines patentierten Konzepts zum multiaktorischen Training ist die Begegnung mit Natur sowie mit ganz bestimmten. einem jeweiligen Naturbild zugeordneten, Bewegungsmustem, welche der Trainierende ausführt oder sogar auch einfach nurbetrachtet. Die Bedeutung der Kraft der Natur für körperliche, emotionale und mentale Fitness ist mittlenıveile unumstrittenl. Jürgen Woldt hat lange Jahre in diesem Gebiet geforscht und im Zusammenhang mit menschlicher Bewegung faszinierende Wechselwirkungen entdeckt. Verschiedene Patente, Anwendungsbereiche und Richtungen sind daraus entstanden. Unter anderem auch das multiaktorische Training, eine Trainingsmethode, die alleine für sich angewendet werden kann. die aber auch jeder anderen Methode durch ihre einzigartige Vwrkung nützlich zur Seite steht.
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Keine Leistung ohne Lust
Hand in Hand mit einer starken Selbstregulationsfähigkeit geht auch der eigene innere Antrieb, etwas zu tun. Dies betrifft jede Handlung, nicht nur den Sport. Wer ohne intrinsische Motivation aktiv ist. erreicht seine Ziele schwerer und hat im Allgemeinen schlechtere Erträge aus seiner Aktivität. Eine Studie rnit Ratten, die sich durchaus auf den Menschen übertragen lässt, sei dazu beispielhaft kurz beschrieben. Dabei wurden Ratten, die aus eigenem Antrieb gerne im Hamsterrad laufen, überprüft und ihre körperlichen Parameter vermessen, also ihr Leistungspotenzial auf allen Ebenen. Die Ratten, die nicht gerne liefen, wurden zum Laufen gezwungen, und zwar mit der gleichen lntensität. mit der auch die laufbegeisterten Ratten freiwillig liefen. Das Ergebnis war bemerkenswert. Es gab kaum eine signifikante Leistungssteigerung bei den Ratten, die zum Lauf gezwungen worden waren. Scheinbar war der innere Wille hier ganz maßgeblich für Erfolg oder Misserfolg. Die Bedeutung intrinsischer Motivation für Handlungserfolge ist inzwischen bekannt und wird an diesem Tierversuch-Beispiel deutlich. Die Schlussfolgerung daraus hingegen findet seltsamerweise immer noch viel zu wenig Beachtung nämlich, dass es ein lrrglaube ist, Bewegungsprogramme brächten grundsätzlich Erträge. Der Ertrag ist auch abhängig vom wirklich gefühlten Wunsch und Wollen an einer Handlung oder Sache. Ansonsten bleibt der Ertrag aus. Oder schlimmer noch: Der Ertrag ist Stress, weil Menschen – wie im Gesundheitssport oft zu beobachten – unter Zwang und nicht aus Lust und Freude Sport treiben.
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Leistung und Balance – Hand in Hand
Multiaktorisches Training selbst ist einfach und weckt Lust auf Aktivität und Leistung auf jeder individuellen Lebensebene. Die Bewegungen in diesem Training folgen grundsätzlich erst mal keinem Leistungsgedanken, sondern einer Leistungsoptimierung. insofern geht multíaktorisches Training trotzdem immer mit Leistung Hand in Hand. Da die Wirkung des spezifischen Zusammenspiels von Natur und Bewegung auf den menschlichen Körper eine selbstregulierende Wirkung hat, die sich auf alle physiologischen Prozesse auswirkt und somit auch auf eine fließendere muskuläre Balance, werden insbesondere im Leistungssport bessere fein getunte Ergebnisse möglich. Wer nicht leistungssportlich ambitioniert ist, profitiert ebenso. Denn die gestärkte Fähigkeit zur Selbstorganisation und Selbstregulation erleichtert Training und verhindert Übeıbelastung. Die intrinslsche Motivafion und Begeisterung erwachsen dann ganz von selbst. Das ist der Moment, wo im Fitness-Studio kein Schweinehund mehr lauern kann, weil es den Kampf gegen einen solchen von vornherein gar nicht mehr gibt denn der Sportler freut sich aufs Training. Und letıtlich ist auch Gesundheitssport nur dann gesund, wenn man ihn gerne und freiwillig macht.
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Die Wurzel jeder Leistung
Auch wenn also multiaktorisches Training nicht explizit ein Leistungskonzept im Sinne unseres „hohen schneller, weiter“ ist, sondern den Menschen durch verbesserte Selbstregulation in bessere Balance bringt, so geht damit natürlich dennoch zwangsläufig eine Leistungsverbesserung einher. Denn ein ausgeglichener, in sich ruhender Mensch, der mit einer guten Selbstregulation ausgestattet kohärent und zufrieden mit sich ist, ist auch besser ausgerüstet für Erfolge, Wenn wir dies bildlich vor Augen bringen, so ist das multiaktorische Training die Wurzel der „Pflanze Erfolg“ und sportliches um nrw ımıımtrueır im-Miner los Training sowie begleitende mentale Programme bilden Geäst und Blattwerk dieser Pflanze. Es ist unübersehbar dass ınultiaktorisches Training somit ein unerlässlicher Bestandteil eines Dreigestirns ist und auch gleichsam die gesunde nährende Basis, welche die anderen beiden Teile stäfiker macht.
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Implementation des multiaktorischen Trainings in Fitness-Anlagen
Das multiaktorische Konzept kann jeder Hersteller von Geräten leicht in seine Geräte einpflegen. Dies geschieht mit Hilfe eines angebrachten Bildschirms, auf welchem die dem Gerät zugeordnete Naturdarstellung gezeigt wird sowie auch ein Beispiel der zugehörigen Bewegungsausführung, die der Trainierende an dem Gerät macht. Auch jeder Kursraum im lfıtness-Studio kann mit multiaktorischem Equipmentausgestattet werden und das auf ausgesprochen einfache Weise, da nur die entsprechenden Naturbilder installiert werden müssen. Den Bewegungsteil dazu übernehmen speziell ausgebildete lnstruktoren, welche den spezifischen Bewegungsinhalten eine ganz unterschiedliche Richtung geben können: von sanfter, meditativer Ausführung über tänzerisch-spielerische Bewegung bis zu Low und High Impact Trainings sind alle möglichen Varian ten im Kursraum für jeden Geschmack durchführbar.
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Zufriedene Kunden – starke Unternehmen
Mit dem multiaktorischen Training unterstützen wir Menschen, ihre Selbstregulationsfähigkeit wiederzugewinnen, zu stärken und zu erhalten. Da die Selbstregulation letztlich eine natürliche Fähigkeit und Teil eines jeden Menschen ist, müssen wir hier nichts Neues erfinden. Wir müssen nur einen guten Weg kennen, auf dem es gelingt. dem Menschen diese Fähigkeit zurückzugeben, aus eigener Kraft zu agieren, um eigene Erfolge möglich und besser zu machen. Das Bewegungskonzept des multiaktorischen Trainings ist ein Weg, der dies kann. Für den Menschen ist dieses Training ein wertvolles Tool zu sich selbst, zu Gesundheit, Wohlbefinden, Leistung und Lebensglück. Damit wird es schließlich für Sportanbieter und Gerätehersteller zum innovativen Erfolgskonzept für mehr Effektivität und stärkere Kundenbindung.
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Weiterführende Quellen:
Grosshardt-Maticek, Ronald (2003). Selbstregulation, Autonomie und Gesundheit. Berlin: de Gruyter.
Haidt, Jonathan (2001) – Die Glückshypothese. Was uns wirklich glücklich macht – Kirchzarten: VAK Verlag
Louv, Richard (2012) – Das Prinzip Natur. Grünes Leben im digitalen Zeitalter – Weinheim: Beltz.
Woldt, Jürgen/Suchy, Renate (2011) – Bewegung mit den 5 Elementen – Darmstadt: Schirner Verlag.